Pünktlich zum bisher heißesten Tag des Jahres hat die Deutsche Umwelthilfe ihren zweiten Hitze-Check deutscher Städte veröffentlicht. Im letzten Jahr hatte die Stadt Mülheim an der Ruhr recht gut abgeschnitten: Aufgrund einer relativ geringen Versiegelung und einer relativ großen Grünvolumenzahl hat es für eine grüne Karte gereicht. In diesem Jahr wurde der Hitze-Check fortentwickelt. Nun sieht das Bild anders aus.
Was wurde ausgewertet?
Die bewohnten Gebiete wurden in etwa fußballfeldgroße Teilflächen (100 m x 100 m, also jeweils ein Hektar) aufgeteilt. Für jede Teilfläche wurden die Kriterien Oberflächentemperatur, Flächenversiegelung, Grünvolumenzahl und Bevölkerungsdichte ausgewertet. Unter Zusammenführung der Kriterien wurde ein Hitzebetroffenheitsindex (HBI) der jeweiligen Teilfläche ermittelt. Für die ganze Stadt wurden dann sowohl ein durchschnittlicher HBI als auch eine Verteilung der HBIs auf die Bevölkerung hergeleitet. Je nachdem, wie die Werte im Vergleich zum bundesweiten Durchschnitt lagen, gab es eine grüne, gelbe oder rote Karte.
Die Kriterien Flächenversiegelung und Grünvolumenzahl wurden bereits im Vorjahr ausgewertet. Die damaligen Werte und ihre Einstufungen wurden unverändert übernommen:
- Bei der Flächenversiegelung gab es eine grüne Einstufung, wenn der Anteil versiegelter Flächen an der Siedlungs- und Verkehrsfläche (also nicht an der gesamten Stadtfläche) unterhalb des bundesweiten Durchschnitts von 45 % liegt. Im Bereich von 45 % bis 50 % gab es eine gelbe Einstufung, darüber eine rote Einstufung.
- Die Grünvolumenzahl ist das Verhältnis des Volumens der Vegetation zur Fläche und wird in m³ Grün/m² Fläche angegeben. Oberhalb von 4 wurde eine grüne Einstufung vergeben. Bei 2 bis 4 gab es nur noch die gelbe Einstufung. Eine rote Einstufung gab es unterhalb von 2.
Neu sind die Kriterien Oberflächentemperatur und Bevölkerungsdichte:
- Maßgeblich war die durchschnittliche Oberflächentemperatur zur Mittagszeit (12:00 bis 13:00 Uhr) in den Sommermonaten Juni, Juli und August der vergangenen fünf Jahre. Die Oberflächentemperatur wurde anhand von Satellitenaufnahmen ermittelt. Einbezogen wurden alle wolkenfreien Satellitenaufnahmen, was zur Folge haben dürfte, dass schon die Anzahl der Messwerte für die Städte sehr unterschiedlich ausfällt. Eine grüne Einstufung gab es unterhalb von 30,26 °C, im Bereich von 30,26 °C bis 34,94 °C wurde eine gelbe Einstufung vergeben, und die rote Einstufung gab es bei Werten oberhalb von 34,94 °C.
- Die Zahlen zur Bevölkerungsdichte entstammen dem Zensus 2022. Neuere Daten sind nicht verfügbar.
Die Kriterien werden nicht nur mit den drei Farben Grün, Gelb und Rot bewertet, sondern es wurden auch Punkte vergeben (wobei die genaue Herleitung nicht beschrieben wird). Daraus ergibt sich ein Gesamtpunktwert für jede Teilfläche, der bereits erwähnte Hitzebetroffenheitsindex (HBI). Der HBI der Stadt ergibt sich dann als Mittelwert der HBIs aller untersuchten Teilflächen. Liegt der Hitzebetroffenheitsindex der Stadt unterhalb von 13,74, wird eine grüne Bewertung vergeben. Im Bereich von 13,74 bis 16,16 ist die Bewertung gelb. Oberhalb von 16,16 gibt es die rote Bewertung.
Mit der Fortentwicklung des Verfahrens ändern sich auch die Ergebnisse des Vorjahres. Die Gesamtauswertung 2025:
Rote Karte |
Gelbe Karte | Grüne Karte | ||
31 Städte | 131 Städte | 28 Städte | ||
Vorjahr 24 Städte | Vorjahr 82 Städte | Vorjahr 84 Städte |
Am Ende des Städteranking liegen Mannheim, Ludwigshafen am Rhein und Worms. Spitzenreiter sind Hattingen, Gummersbach und Witten.
Wie hat die Stadt Mülheim an der Ruhr abgeschnitten?
Im vergangen Jahr hat die Stadt Mülheim eine grüne Karte erhalten. Sowohl Versiegelung als auch Grünvolumen waren im grünen Bereich. Da diese Werte unverändert übernommen wurden, ändert sich daran auch nichts.
Beim neuen Kriterium Oberflächentemperatur erreicht Mülheim mit 32,87 °C allerdings nur eine gelbe Einstufung. Innerhalb des gelben Bereichs von 30,26 °C bis 34,94 °C liegen wir knapp unter der Mitte, haben also die grüne Einstufung deutlich verfehlt.
Insgesamt ergibt sich ein Hitzebetroffenheitsindex von 13,96. Das bedeutet eine gelbe Karte, auch wenn wir nicht weit vom grünen Bereich (unterhalb von 13,74) entfernt liegen.
Versiegelung |
|
Grünvolumen |
|
Oberflächen-temperatur |
|
Hitze- |
38,83 % |
4,24 |
|
32,87 °C |
|
13,96 |
Die Deutsche Umwelthilfe hat auch eine Verteilung angegeben: Welcher Anteil der Bevölkerung ist wie stark von Hitze betroffen? Fast jede sechste Person aus Mülheim lebt in einem Gebiet, das nur eine rote Einstufung erhalten hat. Eine grüne Einstufung betrifft dagegen weniger als jede zehnte Person.
Über- durchschnittliche Betroffenheit |
Durchschnittliche Betroffenheit |
Unter- durchschnittliche Betroffenheit |
||
16,62 % | 73,93 % | 9,45 % |
Fazit
Im Hinblick auf Versiegelung und Grünvolumen hat Mülheim im letzten Jahr recht gut abgeschnitten. Werden die tatsächlich gemessenen Oberflächentemperaturen hinzugenommen und zusätzlich die Bevölkerungsverteilung berücksichtigt, verschlechtert sich das Bild.
Mülheim ist eine recht grüne Stadt. Allerdings wohnen die meisten Menschen nicht im Grünen, auch in Mülheim nicht. Die neue Auswertung erlaubt es nun nicht mehr, gering besiedelte, grüne Flächen als gleichwertigen Ausgleich für dicht besiedelte und hochversiegelte Flächen anzusehen.
Die neue Auswertung ist daher realistischer. Sie berücksichtigt, wo die Menschen tatsächlich leben.
Und auch hier zeigt sich: Mülheim hat noch viel zu tun!
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