Whatsapp im Einsatz

Vor anderthalb Jahren habe ich einen Text mit dem Titel „Whatsapp – nein danke!“ geschrieben. Seitdem ist viel passiert. Mittlerweile kennen wir das Ausmaß der Manipulation bei der Wahl von Trump oder der Brexit-Entscheidung zumindest ansatzweise, und der Name Cambridge Analytica ist wohl fast jedem geläufig. Mittlerweile überträgt Whatsapp ganz offen in großem Umfang Daten an Facebook. Und mittlerweile sind erste Ansätze für eine Zusammenlegung von Facebook und Whatsapp erkennbar. Das alles scheint niemanden zu interessieren: Ein kleines bisschen Bequemlichkeit hat für die meisten Nutzer immer noch die größere Bedeutung als der Schutz der eigenen Daten.

Whatsapp – nein danke!

In meinem ersten Text mit dem Titel „Whatsapp – nein danke!“ [1] habe ich mich mit Facebook und Whatsapp beschäftigt. Ich habe beschrieben, wie ausgeklügelt individualisierte Werbung für Produkte, Parteien oder Weltanschauungen mittlerweile verbreitet wird. Außerdem habe ich meine Überzeugung dargelegt, dass die Reichsbürgerbewegung und der Auftrieb der Rechten zu einem großen Teil auf die sozialen Medien zurückzuführen ist.

Ich habe erläutert, was mit den gesammelten Daten passiert und dass Facebook nicht etwa deshalb ungefährlich ist, weil man sich dort noch nie angemeldet hat: Facebook sammelt auch Daten von Personen, die nicht Mitglied sind, und nutzt auch die Informationen von Whatsapp. Whatsapp liefert schließlich viele interessante Daten, beispielsweise vollständige Bewegungsprofile. Der Text der Nachricht, die man gerade verschickt hat: für Facebook eher uninteressant.

Ich habe beschrieben, warum meiner Meinung nach ein Großteil der Kommunikation für einen Instant Messenger gar nicht geeignet ist (und zu einem großen Teil auch getrost ganz unterbleiben kann) und dass es dort, wo ein Instant Messenger nützlich ist, andere gute Lösungen gibt. Erschreckend finde ich weiterhin, dass offenbar viele zuerst das Medium und dann ihre Kommunikationspartner aussuchen.

Meine Schlussfolgerung war: Reguliert die Messenger! Tatsächlich gab es solche Bestrebungen in der Politik, wirklich passiert ist aber noch nichts.

Und mittlerweile gibt es neue Erkenntnisse, die die Sache nicht besser machen!

Wahlbeeinflussung mit Hilfe von Facebook

Vor etwa einem Jahr wurde bekannt, dass das Unternehmen Cambridge Analytica Datensätze von Millionen von Facebook-Nutzern erlangt hat. Zunächst war von etwa 50 Millionen Datensätzen die Rede, später sogar von 87 Millionen. [2]

Ausgangspunkt für das Datenleck waren lediglich 270.000 Nutzer einer App. Nur diese hatten einer Datennutzung zugestimmt. Alle anderen Daten stammen von ihren Freunden auf Facebook, die davon überhaupt keine Ahnung hatten. [3]

Die erworbenen Daten wurden nicht für Waschmittelwerbung verwendet. Vielmehr dienten sie offenbar dazu, Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl zu unterstützten. Der Milliardär Robert Mercer gilt als Hauptinvestor von Cambridge Analytica und engagierte sich wohl auf Anraten von Stephen Bannon, ehemals Leiter der rechten Beitbart News und nach Trumps Wahl kurzzeitig dessen Chefstratege. [4]

Wie erfolgreich das Unterfangen war, ist unklar. Es gab Aussagen, dass den Demokraten deutlich umfangreichere Daten zur Verfügung standen [5] und dass die Republikaner am Ende gar nicht die richtigen Personen erreicht haben, weil die Trump-Wähler kaum soziale Medien genutzt haben [6].

Immerhin war Alexander Nix, der Chef von Cambridge Analytica, schon 2017 von der Macht der Daten überzeugt: „In den Vereinigten Staaten können wir für jeden einzelnen Wähler herausfinden, was ihn bewegt. Wir haben die Daten. In Deutschland können wir das nicht, können allerdings Interessengruppen identifizieren, ziemlich kleine. Am Ende kommt es darauf an, wie viel Geld Sie ausgeben wollen.“ [7]

Cambridge Analytica gibt es nicht mehr, andere Unternehmen mit einem ähnlichen Geschäftsmodell schon. Und wenn jemand weiß, was uns bewegt, wie erfolgreich wäre dann eine gezielte Kampagne, bei der wir Lösungsvorschläge eines Kandidaten zu genau unseren Problemen bekämen? Niemand soll von sich behaupten, er sei nicht beeinflussbar. Wo wir uns noch keine klare Meinung gebildet haben, speziell also bei neuen Themen, sind wir alle angreifbar.

Auch bei der Brexit-Kampagne hat es Wählerbeeinflussungen auf Basis gesammelter Daten gegeben, bei denen die Daten von Cambridge Analytica vermutlich ebenfalls eingeflossen sind. [8] [9] [10] Die EU-Kommission macht sich Sorgen um die kommende Europawahl, und sogar Facebook selbst trifft Vorkehrungen, um Manipulationen einzuschränken. [11] [12] Wie ernst es insbesondere Facebook dabei ist, ist fraglich. Neuere Berichte legen nahe, dass Facebook bereits 2016 vom Datenmissbrauch durch Cambridge Analytica gewusst hat, ohne dass die spätere Nutzung dieser Daten im US-Wahlkampf verhindert worden wäre. [13]

Auch wenn man kein Facebook-Konto hat, sollte man sich nicht entspannt zurücklehnen, denn diese Manipulationen betreffen uns alle. Und anders als klassische Werbung, die einem an jeder Ecke über den Weg läuft und die man daher einschätzen kann, werden diese gezielten Kampagnen von den meisten gar nicht bemerkt – es werden schließlich nur die Wackelkandidaten einbezogen, die anderen sehen die entsprechende Werbung gar nicht.

Und ohnehin soll niemand sagen, er sei nicht bei Facebook. Wer Whatsapp hat, ist auch bei Facebook. Genauer: Facebook hat schon längst Eure Daten, auch wenn Ihr Euch nie dort angemeldet habt.

Facebook, Whatsapp und die Datenschutzgrundverordnung

Kurioserweise hat gerade die Datenschutzgrundverordnung den Weg für die Datenweitergabe geebnet.

Facebook sammelt Daten auf allen Internetseiten, in denen der Facebook-Button angezeigt wird – das sind beispielsweise alle großen Nachrichtenseiten. Facebook sammelt diese Daten nicht nur, wenn man gerade bei Facebook angemeldet ist, sondern sogar dann, wenn man gar kein Facebook-Konto hat. Darüber hatte ich schon im ersten Beitrag geschrieben.

Für Facebook ist die Kombination mit den Daten aus Whatsapp hochinteressant, denn hieraus ergeben sich beispielsweise Bewegungsprofile, soziale Verbindungen und Hinweise zum Tagesablauf.

Die Weitergabe der Daten von Whatsapp wurde allerdings 2016 vom Hamburger Datenschutzbeauftragten untersagt. [14] Im März 2018 hat das Hamburger Oberverwaltungsgericht diese Anordnung im Wesentlichen bestätigt. [15]

Doch das ist mit Inkrafttreten der Datenschutzgrundverordnung alles Geschichte, denn nun ist die Zuständigkeit auf Irland übergegangen, wo Facebook seinen europäischen Sitz hat. Und entgegen dem Urteil des Hamburger Oberverwaltungsgerichts hat Whatsapp unmittelbar nach Inkrafttreten der Datenschutzgrundverordnung begonnen, Daten an Facebook zu übertragen. [16] [17]

Das ist nicht das Ergebnis verdeckter Recherchen, sondern kann haarklein auf der Internetseite von Whatsapp nachgelesen werden. [18]

Dort findet sich eine (möglicherweise unvollständige) Auflistung der Daten, die an andere Unternehmen der Facebook-Gruppe weitergegeben werden: „Dazu gehören die Telefonnummer, die du bei der Registrierung für WhatsApp verifiziert hast, einige Geräteinformationen (Gerätekennung, Betriebssystemversion, App-Version, Plattforminformation, Ländervorwahl der Mobilnummer, Netzwerkcode sowie Markierungen, die es erlauben, deine Zustimmung zu Aktualisierungen und Steuerungsoptionen nachzuverfolgen) und einige deiner Nutzungsinformationen (wann du WhatsApp zum letzten Mal genutzt hast, wann du deinen Account registriert hast, sowie die Art und Häufigkeit deiner Nutzung von Features).“ All diese Daten kennt also auch Facebook.

Dass es für die Datenweitergabe unerheblich ist, ob Facebook überhaupt genutzt wird, wird auch explizit angegeben: „Wir teilen die Informationen aller WhatsApp Benutzer, sofern sie unsere Dienste nutzen und unseren Nutzungsbedingungen und der in unserer Datenrichtlinie aufgeführten Informationspraxis zustimmen. Dazu gehören unter Umständen auch die WhatsApp Benutzer, die Facebook nicht nutzen, da wir in der Lage sein müssen, Informationen zu all unseren Benutzern zu teilen, um nützliche Dienste von den Facebook-Unternehmen in Anspruch nehmen und die wichtigen Ziele erfüllen zu können, die in unserer Datenrichtlinie und diesen FAQ näher beschrieben sind.“

Dabei wird auch darauf geachtet, dass Facebook keine veralteten Daten hat: „Wir stellen außerdem sicher, dass sich die von uns geteilten Informationen auf dem neuesten Stand befinden, sodass, wenn du beispielsweise deine WhatsApp Telefonnummer aktualisierst, diese Nummer auch von den Mitgliedern der Facebook-Familie aktualisiert wird, die sie von uns erhalten haben.“

Und wenn man das alles nicht will? Dann besteht die einzige Möglichkeit darin, Whatsapp nicht mehr zu nutzen: „Wenn du es ablehnst, dass deine Informationen mit anderen Mitgliedern der Facebook-Unternehmen für die in den Nutzungsbedingungen und der Datenrichtlinie beschriebenen Zwecke geteilt werden, hast du die Möglichkeit, diesen Dokumenten nicht zuzustimmen und den WhatsApp Dienst nicht zu benutzen.“

Was aber natürlich nicht heißt, dass bereits vorhandene Daten bei Facebook gelöscht werden.

Wie Facebook spioniert

Bei Facebook erhält man immer wieder Freundschaftsvorschläge. Facebook hält eine Reihe von Patenten, die speziell diesem Zweck dienen können, auch wenn einige davon angeblich nicht implementiert wurden. Bekannt ist, dass der gleichzeitige Aufenthalt zweier Personen am gleichen Ort schon einmal in einen Freundschaftsvorschlag münden kann. [19] Mittels Auswertung weiterer Informationen zur Ausrichtung der Handys kann man aber möglicherweise sogar unterscheiden, wer lediglich am gleichen Ort war und mit wem man sich sogar länger unterhalten hat. Und über die Auswertung von kleinen Abbildungsfehlern auf der Kameralinse kann man Fotos identifizieren, die mit derselben Kamera aufgenommen wurden – werden solche Fotos von zwei unterschiedlichen Personen hochgeladen, belegt das eine Verbindung zwischen den beiden Personen. [20]

Wie gut Facebook seine Nutzer mittlerweile kennt, zeigt sich auch darin, dass Suizidabsichten teilweise bereits automatisch erkannt werden. [21] Zudem ist Facebook auch beim Sammeln der Daten nicht zimperlich: Für 20 Dollar im Monat wurden auch Minderjährige dazu gebracht, Facebook Zugriff auf alle (!) ihre Handydaten zu geben. [22]

Darüber hinaus arbeitet Facebook auch mit anderen Datensammlern zusammen. Die Washington Post ist in ihrer Analyse zu dem Ergebnis gekommen, dass Facebook 98 verschiedene Datenpunkte über die Nutzer sammelt, darunter auch Informationen über das politische Engagement. [23] Mittlerweile stehen vermutlich schon mehr Datenpunkte zur Verfügung.

Das Unternehmen Acxiom, mit dem Facebook zusammenarbeitet, hat nach eigener Aussage 1.500 Datenpunkte zu 250 Mio. US-Amerikanern. [24] In Deutschland ist das Unternehmen etwas weniger auskunftsfreudig, aber zumindest 44 Mio. Adressen und 15 Mio. E-Mail-Adressen stehen nach Unternehmensangaben auch hier zur Verfügung, und der Empfänger einer Werbebotschaft kann auch über verschiedene Kanäle parallel adressiert werden. [25]

Sicherlich gibt es einen wesentlichen Unterschied zwischen Whatsapp und Facebook: Freundschaftsvorschläge und Werbung gibt es bei Whatsapp noch nicht. Aber wird das so bleiben? Es gibt durchaus Anhaltspunkte, dass Whatsapp sich in eine ähnliche Richtung wie Facebook entwickeln soll. Zwar liegt der Schwerpunkt immer noch ganz eindeutig auf persönlichen Nachrichten, aber im sogenannten Status kann man bereits Beiträge hochladen, die für alle Kontakte sichtbar sind – vergleichbar mit der Timeline bei Facebook.

Aufhorchen lassen neuere Meldungen, dass die Messenger von Facebook, Instagram und eben Whatsapp zusammengelegt werden sollen – entgegen früheren Äußerungen von Facebook. [26] Denkbar wäre es, dass sich Whatsapp in der Funktionalität immer weiter an Facebook annähert und im Extremfall sogar vollständig mit Facebook verschmolzen wird. Die Daten, die dann interessant sind, sammelt Whatsapp bereits heute.

Facebooks Macht

Bedenklich ist das alles vor allem deshalb, weil Facebook zusammen mit Whatsapp ein Monopolist ist. Wer Whatsapp nicht nutzt, wird teilweise von der Kommunikation ausgeschlossen. Wie ich schon in meinem ersten Beitrag geschrieben habe: Noch nie haben sich so viele Menschen vor den Karren eines einzelnen Unternehmens spannen lassen!

Und während sich die meisten Nutzer keine Gedanken darüber machen, wie viel Macht sie dem Konzern damit geben, bastelt Facebook weiter daran, die Nutzer noch enger an die eigenen Netzwerke zu binden, damit es möglichst schwerfällt, sich eines Tages wieder abzumelden.

Sind die Daten sicher?

Das ist nicht nur eine Frage der Macht, sondern auch der Datensicherheit. Wenn Facebook so viele Daten über die Nutzer hat, was passiert dann, wenn diese Daten in die falschen Hände fallen? Der Skandal um Cambridge Analytica geht auf eine solche Datenpanne zurück.

Mit dem Hinweis auf die Verschlüsselung der Nachrichten werden die Nutzer beruhigt, so auch im aktuellen Hinweis von Facebook auf eine Strategieänderung. [27] Die meisten denken vermutlich, Verschlüsselung sei gleichzusetzen mit Sicherheit. Aber abgesehen davon, dass niemand überprüfen kann, ob Whatsapp und Facebook die Nachrichten nicht doch mitlesen können, sollte man sich darüber im Klaren sein, dass die Metadaten (also wer wann wem von wo eine Nachricht geschickt hat) nicht verschlüsselt werden – und genau hierauf kommt es Facebook an. Im Hinblick auf diese Daten ist von einer Richtungsänderung bei Facebook keine Rede. [28]

Wie sich die Kommunikation verändert hat

Dieselben Personen, die sich vor Jahren darüber lustig gemacht haben, dass jemand bei Facebook angeblich über 100 „Freunde“ hat, sehen heute Whatsapp als zentralen Pfeiler ihres Soziallebens. Hatten sie vor Nutzung von Whatsapp kein Sozialleben? Oder ist es jetzt besser geworden?

Als außenstehender Beobachter habe ich den Eindruck, dass die Kommunikation oberflächlicher geworden ist. Es werden Videos oder Bilder (häufig mit Urheberrechtsverletzung, aber das ist ein anderes Thema) an mehrere Kontakte weitergegeben, ohne dass noch ein persönlicher Bezug besteht. Die Kommunikation über Whatsapp ist oftmals kurz und geht nicht über ein „Anstupsen“ hinaus. Dennoch bindet Whatsapp für einige Nutzer durchaus viel Zeit – ob das zu Lasten „richtiger“ Kommunikation geht?

Vermisst habe ich Whatsapp noch nicht. Im Gegenteil, ich nutze Threema als Messenger und bin insgeheim froh, dass dort so wenige Kontakte vertreten sind. Für den Großteil der Kommunikation ist die zeitversetzt zu beantwortende Mail ohnehin besser geeignet als eine Nachricht auf dem Messenger, die sofortige Aufmerksamkeit einfordert. Und wenn es wirklich eilig ist, gibt es ja noch die SMS.

Whatsapp löschen – jetzt!

Ein paar Zitate zeigen deutlich, was wir von Facebook zu halten haben:

Samidh Chakrabarti, Produktmanager Facebook: „Ich wünschte, ich könnte garantieren, dass die positiven Dinge dazu bestimmt sind, die negativen zu überwiegen, aber ich kann es nicht.“ [29]

Andrew „Boz“ Bosworth, Vizepräsident Facebook: „Wir verbinden Menschen. Das kann gut sein, wenn sie es positiv machen. Vielleicht findet jemand die Liebe. Vielleicht rettet es jemanden vor dem Selbstmord. Das kann schlecht sein, wenn sie es negativ machen. Vielleicht kostet es ein Leben, wenn jemand gemobbt wird. Vielleicht stirbt jemand in einem Terroranschlag, der mit unseren Werkzeugen vorbereitet wurde.“ [30]

Sean Parker, früherer Berater von Facebook: „Wie konsumieren wir so viel Zeit und bewusste Aufmerksamkeit von ihnen wie möglich? … auf eine Art, wie sie sich nur Hacker wie ich ausdenken können, weil eine psychologische Verletzlichkeit der Menschen ausgenutzt wird.“ [31]

Und speziell zu Whatsapp:

Ulrich Kelber, Bundesdatenschutzbeauftragter: „Ich würde nie Whatsapp benutzen.“ [32]

Uli Sailer, Medienreferent u. a. für Landesmedienanstalt Baden-Württemberg: „Ich persönlich würde Whatsapp niemals benutzen.“ [33]

Falk Garbsch, Chaos Computer Club: „Whatsapp ist nicht sicher. Das benutze ich nicht, weil Facebook dahintersteht und weil das eine unglaublich riesige Datenbank an Telefonnummern ist.“ [34]

Auch vielen Unternehmen ist Whatsapp zu unsicher, weshalb sie die Nutzung auf Diensthandys untersagen. [35] Das Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen warnt ebenfalls: Für den Versand sensibler dienstlicher Daten darf Whatsapp nicht verwendet werden, und die Speicherung von dienstlichen Kontakten auf privaten Geräten, auf denen Whatsapp installiert ist, ist nicht zulässig. [36]

Und was ist mit Google, Twitter & Co.?

Sicherlich, all diese Vorwürfe gelten genauso für Google, Twitter & Co. Allerdings hat Whatsapp es mehr als all die anderen geschafft, über die Nutzer einen so großen Druck auf die verbleibenden Nichtnutzer aufzubauen.

Google beispielsweise hat das nicht erreicht: Das soziale Netzwerk Google+ konnte sich nicht durchsetzen, und bei den anderen Diensten hat man keinerlei Einschränkungen im Sozialleben zu befürchten, wenn man sie nicht nutzt. Mit Quant steht mittlerweile eine hochwertige europäische Suchmaschine zur Verfügung, mit dem iPhone kann man das Betriebssystem Android vermeiden, und für Google Maps bietet OpenStreetMap eine gute Alternative. Wer Google nicht nutzt, fällt nicht auf. Wer Whatsapp nicht nutzt, dagegen schon.

Aber klar ist: Die Datensammelei zieht sich durch das gesamte Internet. Jaron Lanier, ein Internetpionier, der nun für Microsoft arbeitet, hat ein ganzes Buch geschrieben mit dem Titel „Zehn Gründe, warum du deine Social Media Accounts sofort löschen musst“. [37] Und der Blogger Schlecky Silberstein geht mit seinem Buch noch weiter: „Das Internet muss weg“. [38]

Das würden die meisten sicher nicht unterstützen. Aber es wäre für den Anfang ein guter Schritt, Whatsapp zu löschen.

Und für die, die nicht ganz ohne Messenger auskommen: Hoffnung macht „Chat over IMAP“, eine Technik, die gerade in Deutschland entwickelt wird und mit der man seine Nachrichten über die normalen Mailserver verschickt, ohne dass der Anwender das merkt. Der Vorteil: Wer eine Mailadresse hat, ist schon dabei. Noch ist die Technik nicht marktreif, aber in ein paar Monaten soll es losgehen. [39]

Fußnoten

[1] Thomas Hagemann 24.09.2017
[2] FAZ 04.04.2018
[3] FAZ 18.03.2018
[4] Bild 22.03.2018
[5] FAZ 22.03.2018
[6] FAZ 02.05.2018
[7] FAZ 13.03.2017
[8] Krautreporter 16.08.2018
[9] Krautreporter 24.08.2018
[10] Krautreporter 30.08.2018
[11] Behörden-Spiegel 09.11.2018
[12] Spiegel-online 28.01.2019
[13] The Guardian 17.03.2019
[14] FAZ 27.09.2016
[15] Wirtschaftswoche 01.03.2018
[16] Golem 23.05.2018
[17] com! professional 24.05.2018
[18] Whatsapp, abgerufen am 16.02.2019
[19] Netzpolitik.org 28.06.2016
[20] Gizmodo 11.01.2018
[21] FAZ 11.12.2017
[22] Welt 31.01.2019
[23] Washington Post 19.08.2016
[24] Acxiom, abgerufen am 24.02.2019 (inkl. dort verlinkter Datei)
[25] Acxiom, abgerufen am 24.02.2019
[26] Chip 28.01.2019
[27] MacTechNews 07.03.2019
[28] Welt 07.03.2019
[29] FAZ 23.01.2018
[30] FAZ 30.03.2018
[31] FAZ 10.11.2017
[32] Hamburger Abendblatt 12.01.2019
[33] SWP 23.10.2018
[34] Hamburger Morgenpost 28.12.2016
[35] FAZ 06.06.2018
[36] Welt 17.02.2019
[37] Zeit 29.05.2018
[38] Netzpolitik.org 17.04.2018
[39] Lead 20.02.2019